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Wird das Spielfeld »Lebensmittel-Onlinevertrieb« den Big Playern überlassen?

Die meisten Internet-Nutzer tätigen Online-Lebensmittelkäufe bei Amazon

Datum: 13.06.2014
Wird das Spielfeld »Lebensmittel-Onlinevertrieb« den Big Playern überlassen?

Lebensmittel zählen zu den wenigen Produktarten im deutschen Markt, deren Vertrieb bisher (noch) nicht vom Internet-Handel dominiert wurde. Doch dem Online-Lebensmittelverkauf werden enorme Potentiale vorausgesagt; große Handelsketten wie EDEKA und REWE haben ihre virtuellen Ladentüren unlängst renoviert und weit geöffnet.

Den Umfrageergebnissen des neuen W3B Report »Lebensmittel im Internet« zufolge erscheint dies durchaus nicht verfrüht, denn auf Seiten der Nachfrager besteht beachtliches Potential: Ein Fünftel der deutschen Internet-Nutzer hat schon online Lebensmittel eingekauft (die meisten davon bereits mehrfach), ein weiteres Sechstel zählt zum Kreis der Kaufinteressenten. Lebensmittel-Online-Käufer und -Kaufinteressenten sind in zahlreichen Nutzergruppen zu finden, vor allem unter trendbewussten Personen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren.

Besonders kaufaffin sind Nutzer, die heute den Großteil ihrer Lebensmittelkäufe in Bioläden/-supermärkten tätigen: Unter ihnen liegt der Anteil der Käufer und Interessenten bei 44 % und damit sieben Prozentpunkte über dem Durchschnitt (37 %). Auch Personen, die stationär vornehmlich bei REWE kaufen, sind dem Online-Lebensmittelkauf aufgeschlossen (40 % Käufer/Interessenten). Weniger affin sind dagegen Kunden von Aldi, Lidl und Kaufland.

30 % der Ablehner des Online-Lebensmittelkaufs fehlt das Einkaufserlebnis
Internet-Nutzer, die den Online-Kauf von Lebensmitteln grundsätzlich ablehnen, tun dies insbesondere aus Gewohnheitsgründen: 60 % von ihnen geben an, dass sie mit ihrer aktuellen Situation des Lebensmittelkaufens zufrieden sind. 57 % bemängeln die fehlenden Möglichkeiten, Qualität und Frische zu beurteilen. 30 % geben an, dass ihnen beim Lebensmittel-Online-Kauf das Einkaufserlebnis fehle.

Attraktiv macht den Online-Lebensmittelkauf aus Nutzersicht neben der Unabhängigkeit von Ladenöffnungszeiten und der Zeitersparnis insbesondere auch die große Auswahl an Lebensmitteln im Internet. Vor allem jüngere Nutzer wissen dies zu schätzen.

Amazon und Ebay sind die präferierten Webshops für den Online-Lebensmittelkauf
Noch steckt der Online-Lebensmittelverkauf im deutschen Markt in den Startlöchern - welche Anbieter das Rennen machen werden, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie gut sie die Bedürfnisse der Zielgruppen kennen und bedienen.

Aktuell scheinen - wieder einmal - die internationalen Big Player über eine ideale Startposition zu verfügen. Befragt nach den Webshops, bei denen sie schon Lebensmittel online eingekauft haben, nannten die meisten Nutzer Amazon sowie Ebay, gefolgt von Gourmondo und REWE Online.



Mit ihrem letzten Online-Lebensmitteleinkauf zeigte sich die Mehrheit der Befragten sehr zufrieden (65 %). Punkten konnten die einzelnen untersuchten Anbieter vor allem im Hinblick auf die Liefergeschwindigkeit, bei der die meisten Webshops einen Anteil zufriedener Kunden von über 60 % erzielten. Ähnlich gut fallen die Resultate bei der Zufriedenheit mit den Versand- und Lieferkosten aus. Optimierungsmöglichkeiten bestehen offensichtlich bei der Ausgestaltung der angebotenen Versandmöglichkeiten.

Das Internet dient als Einkaufskanal für Lebensmittel-Spezialitäten
Dass Amazon und Ebay so hohe Lebensmittel-Käuferanteile verbuchen können, ist nicht zuletzt auch auf das aktuelle Kaufverhalten der deutschen Nutzer zurückzuführen: So tätigen bislang nur sehr wenige (7 % der Lebensmittelkäufer) ihre Wocheneinkäufe bzw. Käufe von Nahrungsmitteln, die sie regelmäßig bzw. wöchentlich benötigen, im Netz. Die meisten (53 %) erwerben vornehmlich solche Lebensmittel im Internet, die woanders schwer erhältlich sind. Ebenfalls viele (40 %) nutzen den Online-Einkaufskanal gezielt für bestimmte Produktarten wie z. B. Wein, Kaffee oder Süßwaren.



Frische- und TK-Produkte: Nischensegment mit Potential
Demnach werden online zumeist haltbare Lebensmittelprodukte gekauft - und noch sehr selten Produkte des täglichen Bedarfs wie z. B. Frische- und TK-Produkte, die dem klassischen Sortiment der stationären Lebensmitteleinzelhändler entstammen. Während je über die Hälfte der Online-Lebensmittelkäufer bereits Kaffee/Tee, Süßwaren, Delikatessen und Gewürze im Internet gekauft hat, liegen die Käuferanteile bei Milch- und TK-Produkten, Obst und Gemüse sowie bei Frischfleisch und -fisch bei maximal einem Fünftel.

Doch auch für das Frische-Segment bestehen durchaus Potentiale: So gibt mehr als jeder achte befragte deutsche Internet-Nutzer an, am Online-Kauf von Frische- bzw. TK-Produkten Interesse zu haben.

W3B Report »Lebensmittel im Internet« analysiert zahlreiche Kundentypen
»Die Anforderungen der (potentiellen) Online-Lebensmittelkäufer sind hoch und meist sehr zielgruppenspezifisch«, so Susanne Fittkau von Fittkau & Maaß Consulting - präferierte Produktgruppen, Lieferorte, -zeitfenster und auch -konditionen wie Mindestbestellwerte und Versandkosten fallen je nach Nutzergruppe sehr unterschiedlich aus. Es zeigt sich z. B., dass die Käufer bestimmter Supermarktketten in puncto Online-Lebensmittelkauf unterschiedliche Präferenzen und Verhaltensweisen aufweisen.

Auch demographische Merkmale spielen eine Rolle: So ziehen ältere Online-Käufer ganz klar die Lebensmittellieferung am Ende der Woche vor; bei jungen Nutzern hingegen sind die Gruppen, welche Lieferungen Anfang bzw. Ende der Woche vorziehen, in etwa gleich groß. Und während unter den männlichen Online-Lebensmittelkunden fast jeder Fünfte zukünftig noch häufiger Nahrungsmittel im Netz kaufen will, ist es unter den Frauen lediglich jede Zehnte.