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Rezession ist Radsaison ...

Fahrrad gewinnt

Datum: 16.12.2009
Die Fahrradbranche punktet bei Kunden, Politik und Wettbewerben [pd-f] Wer aufs Fahrrad setzt, der befindet sich auf der Gewinnerstraße, so könnte man die gegenwärtige Lage des Fahrrades zusammenfassen, hört man H. David Koßmann, Redakteur des pressedienst-fahrrad, über das Fahrrad sprechen. Der Branchenkenner stützt seine Einschätzung zum Aufstieg des Fahrrades auf eine Vielzahl von Indikatoren. "Zuerst einmal lässt sich feststellen, dass das hochwertige Gebrauchsfahrrad ein Verkaufsschlager ist und dass die entsprechend sortierten und qualifizierten Fahrradgeschäfte trotz schwieriger gesamtwirtschaftlicher Lage auch 2009 beachtliche Zuwächse vermelden konnten." Nach einer aktuellen Erhebung unter den Mitgliedsbetrieben des VSF, (Verband Selbstverwalteter Fahrradbetriebe, www.vsf.de), verzeichneten 77 Prozent der Fachgeschäfte in den ersten drei Quartalen 2009 ein deutliches Umsatzplus, davon über die Hälfte in einer Größenordnung von mehr als zehn Prozent. Das durchschnittliche Umsatzplus im Zeitraum Januar bis September beträgt elf Prozent.

Das Design der Fahrradbranche begeistert
Nachdem sich die Fahrradbranche lange Zeit auf Funktion und Gewicht als Konstruktionsprinzipien konzentriert hat, entdeckt sie vermehrt den Wert ansprechenden Designs. Einen wichtigen Beitrag dazu hat nach Meinung Koßmanns der Eurobike Design Award geleistet. Seit 2005 wird er jährlich anlässlich der Weltleitmesse der Fahrradbranche Eurobike in Friedrichshafen verliehen. Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre gehörten u. a. Abus, Blackburn, HP Velotechnik, Humpert, Schwalbe und Sram.
Auch bei den renommierten Designpreisen kann die Fahrradbranche Erfolge vermelden. Gleich zwei der international angesehenen "IF Product Design Awards 2010" in der Kategorie "Leisure / Lifestyle" gingen Ende November 2009 an den Fahrradhersteller Haibike. Diese Marke ist laut Koßmann ein sehr gutes Beispiel für die qualitative Entwicklung in der Fahrradbranche. Noch vor fünf Jahren habe sich Haibike als "Assemblierer" verstanden, der auf dem Weltmarkt günstig zukauft und mit eigenem Schriftzug versehene Räder vertreibt. "Das reicht heute für eine erfolgreiche Marktteilnahme jedoch nicht mehr aus", erklärt Christian Malik, Haibike-Produktmanager. "Stattdessen muss man mit eigenen Ideen und in enger Zusammenarbeit mit seinen Zulieferern neue und eigenständige Produkte entwickeln", so Malik weiter - die IF-Preise sieht er als Lohn dieser Arbeit. Für die neuen Haibike Topmodelle "Sleek RX" und "Affair RX" sind die IF-Awards übrigens nicht die erste Auszeichnung, bereits Anfang September erhielten beide einen "Eurobike Award".
Die Winora Group, zu der neben Haibike auch Marken wie Staiger, Sinus und Winora gehören, konnte sich übrigens über einen weiteren IF-Award freuen; sie ist damit erfolgreichstes Fahrrad-Unternehmen im diesjährigen Reigen der IF-Preisträger. Die dritte Designauszeichnung erhielten die Schweinfurter Radhersteller für das kompakte Elektrorad "Town:exp" ihrer Marke Winora.

Auch Teile können punkten
Dass man keineswegs nur mit fahrfertig kompletten Rädern Chancen in einem angesehenen und branchenübergreifenden Wettbewerbsumfeld hat, zeigt der Fahrradbeleuchtungsspezialist Busch & Müller (www.bumm.de). Dessen Batterie-LED-Rücklicht "IXBACK senso" (32,90 Euro) überzeugte die international besetzte Jury des IF-Award. Bemerkenswert an diesem Rücklicht ist die "LineTec" genannte Streifenlichttechnologie. Sie verwandelt das Punkt-Licht der Quell-LED durch eine aufwändige Prismen-Konstruktion zu vertikalen Lichtstreifen. Dieser erhöht die Sichtbarkeit des Radfahrers im allgemeinen und erlaubt dem heranfahrenden Verkehr außerdem eine bessere Entfernungsabschätzung.

Reiserad gewinnt in der Schweiz
Das Reiserad "Papalagi 953" von Hersteller MTB Cycletech (www.mtbcycletech.com) wurde Anfang Dezember mit dem Schweizer Designpreis "Goldener Hase" ausgezeichnet. Der goldene Hase ist eine jährliche Auszeichnung der Zeitschrift Hochparterre, des Schweizer Fernsehens und des Museums für Gestaltung Zürich. Prämiert werden die besten Projekte aus Architektur, Landschaft und Design, jeweils mit einem Hasen in Bronze, in Silber und in Gold. Bemerkenswert sei laut Firmenmeldung, dass erstmals ein Fahrrad für einen Designpreis nominiert wurde, der ursprünglich von Architektur geprägt war - und gleich Gold gewann.
Ausgezeichnet wurde das Papalagi 953 aber auch für eine Haltung, die für Qualität im Design wesentlich ist: die Hartnäckigkeit, die Designer Butch Gaudy bei dem Rad an den Tag legt, die Arbeit am Detail, die Überzeugung, dass selbst perfekte Entwürfe stets noch verbesserungswürdig sind. Gaudy hat das unverwüstliche Reiserad Papalagi bereits vor 25 Jahren kreiert. "Wer in der Konsumgüterwelt Jahrzehnte lang beharrlich einem Produkt, Konzept und Material treu bleibt, darf als Visionär gelten", heißt es in der Firmenmitteilung.

Ausgezeichneter Nachwuchs
Beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 2009 in Hessen erreichte Manuel Schade den ersten Platz unter den Auszubildenden zum Zweiradmechaniker/Fahrradtechnik. Der 22-jährige ist einer von vier Azubis in der Liegeradmanufaktur HP Velotechnik mit Sitz in Kriftel bei Frankfurt/Main - das Unternehmen ist mit 1.300 verkauften Liegerädern jährlich Marktführer in Europa (www.hpvelotechnik.com). "Bei uns stehen weiterhin alle Zeichen auf Wachstum", sagt Geschäftsführer Daniel Pulvermüller (im Bild links) - "verständlich also, dass wir das Können unserer jungen Mitarbeiter besonders stark fördern."

Ehrungen im Kleinen und Großen
Die Handwerkskammer zu Saarbrücken schaut längst nicht mehr nur zur Autozulieferindustrie, wenn sie Innovationen und Exzellenz auszeichnet. So wurde das Engagement für maximale Fertigungspräzision des Fahrradherstellers Utopia (www.utopia-velo.de) im November 2009 mit dem Sonderpreis für Innovation im Handwerk gewürdigt. Die Saarbrücker Manufaktur hatte zusammen mit einem Prüfunternehmen eine Test- und Prüfvorrichtung für Fahrradrahmen entwickelt, die eine schnelle und gleichsam präzise Kontrolle der Spurgenauigkeit und Seitensteifigkeit eines Fahrradrahmens erlaubt.

Mit Markenwerten punkten
Trotz aller Bemühungen im Detail, aller Leidenschaft für Technik und Qualität, ist wirtschaftlicher Erfolg heute ohne das entsprechende Image des Unternehmens oder seiner Marken nur noch schwerlich denkbar. Die Fahrradbranche ist darin nur insofern eine Ausnahme, als dass ihre Marktteilnehmer vergleichsweise klein sind und dementsprechend mit kleinem Budget agieren müssen. Der Sicherheitsspezialist Abus (www.abus.de), im Bereich der Fahrradschlösser Deutschlands Marktführer, zeigt, dass sich dennoch Großes bewegen lässt. Abus wurde als "Marke des Jahrhunderts" in der 16. Auflage des Markenlexikons "Marken des Jahrhunderts" ausgezeichnet. Lediglich 281 renommierte Marken des Deutschen Marktes wie Uhu, Tempo oder Steiff haben eine Aufnahme in dieses Kompendium erreicht.

Zulassungserfolg
E-Bikes sind der Mega-Trend im Fahrradsektor. "Mit der Elektrifizierung des Fahrrades haben die Hersteller viele neue Herausforderungen erhalten", erklärt Gunnar Fehlau, Leiter des pressedienst-fahrrad und zusammen mit Peter Barzel Autor des Buches zum Trend: "Das E-Bike". Besonders die so genannte "offene Klasse", das sind E-Bikes, deren Unterstützung auch jenseits der 25 km/h aktiv ist, fordere die Hersteller. Denn genau genommen sind sie keine Fahrräder mehr und unterliegen damit einer TÜV-Zulassung. Kein einfaches Unterfangen, wenn die Firmen sich vorrangig der bewährten Fahrradtechnik bedienen, attestiert Fehlau. Die Firma riese und müller (www.r-m.de) zeigt, dass sich dies bewerkstelligen lässt und bietet mit dem Delite hybrid 500 HS das bisher einzige "offene" E-Bike mit 500 Watt Unterstützung an. Das voll gefederte Delite kostet 3.999 Euro und richtet sich an sportliche Pendler, so eine Pressemitteilung des Herstellers.

Gute Technik plus gutes Design gleich Imagegewinn
"Das Fahrrad und Radfahren selbst wird in seiner Bedeutung für die Gesellschaft immer deutlicher erkennbar und wahrgenommen", so Koßmann. Als Beispiel dafür nennt der Fahrradfachmann die mediale Bugwelle der Äußerung von Bundesumweltminister Norbert Röttgen, sich für die Fahrten in Berlin ein Fahrrad kaufen zu wollen - vor Jahren außerhalb der Grünen-Fraktion eine in der Praxis wie politischen Dimension undenkbare Äußerung. Und damit ein gutes Beispiel für den Rückenwind, dessen sich die Fahrradbranche laut Koßmann auch 2010 gewiss sein kann.

Quelle: pressedienst-fahrrad