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Interview mit „Psychocoach“ Andreas Winter

„Nikotinsucht – der große Irrtum“

Datum: 07.02.2012
Jeder kann rückfallfrei und ohne Entzugserscheinungen von einer Minute auf die andere Nichtraucher werden, das verspricht Diplom-Pädagoge und Tiefenpsychologe Andreas Winter in seinem neuen Buch. Der Autor des Ratgebers „Nikotinsucht – der große Irrtum. Warum Nichtrauchen so einfach sein kann!“ im Gespräch:

Herr Winter, Ihre provokante These lautet, dass Tabak beziehungsweise Nikotin gar nicht süchtig macht – entgegen der herrschenden Lehrmeinung. Wie kommen Sie darauf?

Winter: Nun, wenn Nikotin körperlich süchtig machen würde, dann müsste dieses Gift ausnahmslos jeden, also auch Passivraucher, süchtig machen, denn nur sechs Prozent des Nikotins bleiben im Körper des Rauchers, mit dem ausgeatmeten Rest könnten Sie also 15 Raucher versorgen; zudem müsste die Aufnahme von Nikotin durch Nikotinkaugummis und -pflaster die Sucht vollständig und bei jedem Menschen befriedigen und es dürfte niemanden geben, der von einer Minute auf die andere ohne Entzugserscheinungen abstinent wird.
Wir reden hier also von einer psychischen Angelegenheit, doch die Psyche kann nicht süchtig werden. Denn wenn ein Verlangen innerhalb von Sekunden nur durch eine Information vollständig verschwinden kann, sollte man nicht von Sucht reden. Wir haben es mit einer Konditionierung, einem angelernten Verhalten zu tun.

Was bedeutet diese Erkenntnis in der Konsequenz? Wie wird man Kettenraucher und warum bleibt man es im Normalfall?

Winter: Je mehr ein Mensch glaubt, eine Zigarette erzeuge eine Erleichterungswirkung, und je mehr er sich im Alltag unter Erwartungsdruck setzt, desto mehr wird er rauchen, um sich diesem Druck zu entziehen. Wenn der Raucher zudem noch glaubt, er wäre süchtig, dann wird es ihm bald wie vier Millionen anderen Menschen pro Jahr ergehen, die nur deshalb sterben, weil sie glauben, es wäre schwierig, das Rauchen aufzugeben – obwohl es in Wirklichkeit ganz leicht ist.

Wie beurteilen Sie die bekannten Raucherentwöhnungsverfahren wie Akupunktur, Nikotinkaugummi, Impfung oder Hypnose?

Winter: Ich halte alle bisherigen Methoden für unzureichend, da diese auf dem Ansatz beruhen, Nikotin mache süchtig. Diese Methoden zielen zudem lediglich darauf ab, Zigarettenabstinenz zu schaffen. Wer aber erkannt hat, warum er raucht – und das leistet beispielsweise meine Methode der tiefenpsychologischen Analyse –, der entlarvt die Auslöser für sein Rauchen und muss fortan nicht mehr rauchen beziehungsweise kann sein Verhalten selbst bestimmen.

Was machen Sie anders, was ist das Neue an Ihrem Ansatz?

Winter: Neu ist, dass ich genau wie ein EDV-Techniker zwischen Hardware und Software unterscheide: Demnach ist der Körper Hardware und die Psyche Software, die auf den Körper mit Gedanken wirkt. Und Gedanken lassen sich gezielt verändern; wir brauchen lediglich die Manipulation der Zigarettenindustrie und anderer wieder rückgängig zu machen. Dazu benötigt man nur die passenden Informationen.

Welche Erfolge können Sie vorweisen? Wie reagiert die Fachwelt auf Ihre Methode?

Winter: Schon seit Jahren arbeite ich mit diesem Ansatz und zahlreiche Fachleute sind mittlerweile überzeugt. Ich kenne eine Menge Mediziner, Pharmakologen und Angehörige anderer Heilberufe, die anfangs sehr skeptisch waren. Doch wenn man sich die Mühe macht und sich mit meinem Ansatz auseinandersetzt, erkennt man recht schnell, dass sich hier eine echte Chance für Raucher und Therapeuten auftut. Wenn man dann noch sieht, dass weit über eintausend Raucher, die zu mir in die Praxis gekommen sind, nach durchschnittlich drei Stunden das Rauchen wieder selbst steuern konnten und noch heute können, erübrigen sich die skeptischen Fragen meist.

Werden Sie mit Ihrer These nicht zum Handlanger der Zigarettenindustrie, wenn Sie sagen, rauchen mache nicht süchtig?

Winter: Nein, ganz im Gegenteil! In Deutschland gibt es etwa 16 Millionen Raucher, von denen 80 Prozent das Rauchen beenden möchten. Wenn diese Menschen erfahren, wie einfach das ist, hören sie von heute auf morgen damit auf und kaufen keine Zigaretten mehr.

Entgehen dem Staat dann nicht wertvolle Einnahmen?

Winter: Nein, er spart sogar massiv. Von den mehreren Milliarden Euro Kosten pro Jahr, die durch das Rauchen verursacht werden, etwa für Straßenreinigung, nikotinbedingte Krankheiten, bezahlte Raucherpausen und Tabaksubventionen, kommen nur rund 60 Prozent durch die Tabaksteuer wieder herein.

Was wäre Ihre Empfehlung an den Raucher, der aufhören will?

Winter: Ich rate dem Raucher im Grunde, dasselbe zu tun, was er auch beim Rauchen stets tut: Wann immer er „Schmacht“ verspürt, sollte er weggucken, tief durchatmen und Pause machen – nur eben ohne Zigarette. Es geht beim Rauchen tatsächlich nur um das Gefühl von Selbstbestimmtheit. Indem ein Raucher raucht, fühlt er sich in der Sekunde erleichtert, in der er seine Aufmerksamkeit von der Umwelt abzieht; daher ist ja auch der erste Zug sofort so erleichternd. Das große Problem ist, dass Menschen zunächst einmal ihre eigenen Glaubenssätze überprüfen und entkräften müssen, bevor sie den neuen Ansatz vollständig erfassen können. Genau hierfür habe ich das Buch „Nikotinsucht – der große Irrtum“ geschrieben.

Manipulieren Sie nicht die Menschen, indem Sie Gedanken durch Informationen verändern?

Winter: Doch, natürlich. Aber eigentlich re-manipuliere ich sie – ich mache die unerwünschte Konditionierung, die sie zum Raucher hat werden lassen, wieder rückgängig. Nur dass es in diesem Fall bewusst und mit dem Einverständnis meiner Patienten geschieht. Wer das nicht mag, darf ja weiterhin glauben, unbedingt rauchen zu müssen.

Die psychologische Technik, mit der diese Ergebnisse erreicht werden, ist dem Neurolinguistischen Programmieren (NLP) entlehnt und nennt sich „Refraiming“. Man analysiert den Ursprung eines Verhaltens und betrachtet ihn aus einer neuen Sichtweise. In meinem Buch befindet sich eine Audio-CD als Starthilfe. Wer das Buch liest und die CD im Anschluss hört, kann sofort mit dem Rauchen aufhören.

Das Interview wurde im April 2007 geführt.





Andreas Winter
Der Psychocoach 1:
Nikotinsucht – der große Irrtum
Warum Nichtrauchen so einfach sein kann!
Mit Starthilfe-CD
Mankau Verlag, 2. Aufl. 2008, 14,95 Euro (D)
156 S., ISBN 978-3-938396-10-0